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Krise in Griechenland




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Krise in Griechenland

von stefan1893 » Sa 4. Jul 2015, 21:04

lakana hat geschrieben:Ach ja...

War es denn etwa Wahnsinn, immer mehr Euros in ein Loch zu schütten ohne Boden, wovor Gianis Varoufakis warnte und was er, wie alle, die für einen Schuldenschnitt waren, verhindern wollte - was aber nicht im Interesse der Banken war, die von den Zinsen dieser Schulden ja prächtig leben?

Im übrigen, ciao Bernd L. :wink2:
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von Anzeige » Sa 4. Jul 2015, 21:04

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Re: Krise in Griechenland

von stefan1893 » So 5. Jul 2015, 22:14

Also nach dem heutigen Tag frage ich mich ernsthaft, was manche Politiker für Zeug rauchen, die jetzt wirklich noch glauben, Griechenland werde auf irgendwelche Angebote der Geldgeber eingehen. Das wäre doch exakt das Gegenteil von dem, was das von der Regierung beworbene Ergebnis der Volksabstimmung ergeben hat!

Die Griechen haben faktisch für einen Euro-Ausstieg votiert. Also sollen sie eben ihre Drachme zurückbekommen und alle Konsequenzen tragen!

Auch das deutsche Volk hat sich einst geirrt und musste mit viel Blut die Konsequenzen tragen! Bei den Griechen wird es nicht viel anders sein!
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Re: Krise in Griechenland

von alekto » Mo 6. Jul 2015, 14:14

So ist's. Wobei auf lange Sicht die Drachme für die Griechen sowieso die bessere Alternative ist.
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Re: Krise in Griechenland

von Disturbed_or_die » Di 7. Jul 2015, 01:15

och zum thema griechenland habe ich letztens in einer zeitung (sorry, ich verrate nicht welche, solange ich noch keinen festen arbeitsvertrag habe....) einen längeren artikel samt interview über die spieltheoretische "idee" von griechenland geschrieben.

ich fass es kurz zusammen:

griechenland spielt die brüning taktik von deutschland zur vor-ndsap-zeit: "wir fahren solange den karren gegen die wand, bis ihr merkt, ohne erleichterung geht es nicht". sozusagen, ich saufe mich solange um den verstand, bis ihr merkt, ich brauch ne theraphie in einer entzugsklinik, und es bringt nichts, mir das "alk-geld" zu streichen....

aus ökonomischer sicht passiert dann folgendes: griechenland kann diese taktik nur optieren, da sie wissen, dass für die europäischen institutionen, vulgo troika, ein GREXIT politisch wie ökonomisch zu hohe Kosten hat.

---> Die Taktik Griechenlands habe ich jeher für clever gehalten und ich dachte sie geht auch auf (so dachten auch die meisten Ökonomen), doch anscheinend gab es im deutschen Kanzleramt einen Wendepunkt: A. Merkel hat die Existenz der bisherigen 19er Eurozone nichtmehr als "höchstes Gut" deklariert und nimmt von der Ultima Ratio gebrauch: Ein Grexit wäre in Summa mit weniger politischen wie ökonomischen Kosten behaftet wie ein 3. Rettungspaket. Ruht daher, dass die CDU-Fraktion unruhig geworden ist. Ich gehe sogar soweit und behaupte, dass die CSU das größte Hindernis darstellt. Dazu weiß ich auch von einigen MdB aus BaWü, dass die Basis Sturm läuft und man kein 3. Hilfspaket durchwinken könnte (Beim 2. Paket gab 29 Nein-Stimmen und über 100 persönliche Erklärungen)
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Re: Krise in Griechenland

von Disturbed_or_die » Di 7. Jul 2015, 01:21

Noch kurz was zu Schulden:

Schulden sind aus reinökonomischer Sicht eigl. nicht so schlimm. Es geistert in der Forschung eine ominöse Zahl vin 130 Prozent herum, die aber empirisch auch schon widerlegt wurde. Es ist auch quatsch, was leider Politiker und viele Journalisten denken, dass Schulden irgendwann "zurückgezahlt" werden - quasi auf einen Schlag!

Schulden sind auch nicht gleich Schulden. Kurzfristige Schulden (sogenannte T-Bills), die Griechenland momentan hat mit kurzen Laufzeiten, machen die Zahlungsausfallwahrscheinlichkeit eines Landes viel wahrscheinlicher als längerfristig strukturierte Schulden (Deutsche Bonds mit Laufzeit von 30-40 Jahren). Letztendlich hat der Staat solange Zeit sich neue Kredite (zur Kreditlaufzeitverlängerung)> zu besorgen, so lange die Zahlungsfrist andauert. Deutschland hätte beispielsweise auch mit 200 Prozent Schulden ein Triple A Rating, ganz einfach deshalb, weil wir eine wettbewerbsfähig sind und der deutsche Staat "glaubwürdig" auftreten kann, zukünftig Steuereinnahmen generiert werden und wir eine konstante Wirtschaftspolitik haben, was wiederum Invesititonssicherheit für Unternehmer begünstigt (Dadurch sinken die Investitionskosten für private Unternehmer)

Wann vergibt ein Geldgeber einen Kredit: Wenn die Wahrscheinlcihekit der Rückzahlung seiner Risikoprämie entspricht.
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Re: Krise in Griechenland

von stefan1893 » Di 7. Jul 2015, 19:22

lakana hat geschrieben:Ich verstehe nicht, warum die Frau Merkel, Herr Schäuble und Herr Gabriel verteidigen, dass die bisherige Austeritätspolitik bei Griechenland richtig war. Wir müssen auch mal sehen, was für Folgen es in Griechenland hatte:

Rückgang der Wirtschaftsleistung, die angeblich angekurbelt werden sollte, um 25 Prozent, Anstieg der Arbeitslosigkeit auf 25 Prozent, Anstieg der Jugendarbeitslosigkeit auf über 50 Prozent, Zusammenbruch des Gesundheitssystems, Kürzungen der Renten um 40 Prozent, Senkungen der Löhne um 30 Prozent.

Außerdem sind die Staatschulden vor Ausbruch der Krise um 127 % auf 180 % gestiegen. Da die Renten und die Löhne zusammen auf 70 % (Kürzungen in Prozent bei Rente und Löhne habe ich schon oben aufgeschrieben) gesunken ist, sank auch die Kaufkraft in der Bevölkerung und das möchte man vielleicht auch schönreden, nicht wahr?

Alles perfekt!

Da gibt es andere Alternativen: Man führt eine Europäische Reichensteuer ein & Schuldenerlass damit die Griechen so ähnlich wie bei uns nach dem 2 Wk. etwas Zeit bekommen, wieder eine vernünftige Wirtschaft aufzubauen. Man könnte von Brüssel aus Steuerfachangestellten nach Griechenland schicken, damit die ebenfalls die Griechen helfen können, eine vernünftige Steuerverwaltung aufzubauen.

Die Finanzmafia hat genug am Elend der Griechen verdient!

Edith: Muss noch etwas loswerden: Es ist ein Skandal wenn unsere Politiker meinen, bei Griechenland muss noch viel mehr runter gehen (Supenküchen genügt ihnen nicht) und gleichzeitig muss man die NATO Ausgaben vergrößern! Griechenland unterhält in Europa das größte Heer und da darf Griechenland keine einsparpotentiale nutzen?
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Re: Krise in Griechenland

von mactoss » Mo 13. Jul 2015, 10:42

Stephan Schulmeister: Der Weg in die Depression


"Neoliberale Spielbedingungen des Euro, Finanz-Alchemisten, die gegen Griechenland spekulierten, und ein Spardiktat: Wie Griechenland zum Sündenbock gemacht wurde.

Viele meinen, Griechenland hätte nie in die Währungsunion aufgenommen werden dürfen, da zu rückständig und auf Abwertungen angewiesen. Stimmt so nicht: Zwischen 1950 und 1971 gab es feste Wechselkurse, der Rückstand Griechenlands war viel größer, und es holte dennoch stetig auf. Allerdings: Damals herrschten keynesianisch-realkapitalistische Rahmenbedingungen (feste Wechselkurse, niedrige Zinssätze, schlafende Aktienbörsen, aktive Wirtschaftspolitik), die das Gewinnstreben auf unternehmerische Aktivitäten lenkten. Der Euro wurde hingegen unter neoliberal-finanzkapitalistischen Spielbedingungen geschaffen („Mehr privat, weniger Staat“ plus „Lassen wir unser Geld arbeiten!“). Daraus resultiert ein fataler Widerspruch: Inhaltlich ist die Währungsunion ein anti-neoliberales Projekt (endgültige Überwindung der Devisenspekulation), die Regeln seiner Umsetzung sind aber neoliberal pur (Geldwert vor Beschäftigung; Sparpolitik und Sozialabbau; Finanz-Alchemie).

Etappe 1: Im Jahr 2000 kippt der langjährige Aktienboom (Bullenmarkt) in einen Bärenmarkt, eine Rezession folgt. Das „neoliberalste“ Land, Deutschland, kombiniert Sparpolitik mit Reallohnsenkungen und bleibt in einer Stagnation hängen. Südeuropa profitiert von den niedrigen Eurozinsen, Löhne und Konsum expandieren kräftig. Zwischen 2001 und 2007 nimmt das BIP in Deutschland nur um 9,5 Prozent zu, in Spanien hingegen um 24,1 Prozent und in Griechenland sogar um 27,0 Prozent. Daher weiteten sich die Ungleichgewichte in der Leistungsbilanz aus: Mit den deutschen Überschüssen werden die Defizite Südeuropas finanziert, diese stabilisieren wiederum die deutsche Wirtschaft.

Etappe 2: Nach einem dreifachen Bullenmarkt (Aktien, Immobilien, Rohstoffe) löst die Lehman-Pleite einen dreifachen Bärenmarkt aus, die gleichzeitige Entwertung der drei wichtigsten Vermögensarten führt in die große Krise. Angesichts ihrer Budget- und Leistungsbilanzdefizite können die Länder Südeuropas die Krise nicht so energisch bekämpfen wie Deutschland. Außerdem kommt im Herbst 2009 heraus: Griechenland hat der EU (sehr) falsche Budgetzahlen gemeldet.

Etappe 3: Nun beginnen die Finanz-Alchemisten mit einem neuen Spiel, der Spekulation auf den Staatsbankrott. Griechenland ist das erste Ziel, die Zinsen seiner Staatsanleihen steigen immer mehr. Hätte damals (Frühjahr 2010) der EZB-Präsident oder die deutsche Kanzlerin erklärt: Spekulation gegen ein Mitglied der Währungsunion wird nicht geduldet (so wie es Draghi zwei Jahre später tut) – wir hätten uns die Eurokrise erspart. Doch die hohen Zinsen gelten als gerechte Strafe des „Richters Markt“. Und Merkel will die von der „Bild“-Zeitung geschürte Stimmung gegen Griechenland für ihren Wahlkampf in Nordrhein-Westfalen nützen („faule Griechen“).

Etappe 4: Der Zinsanstieg erzwingt Anfang Mai 2010 den Euro-Rettungsschirm. Experten des IWF stellen fest: Griechenland kann die Last seiner Schulden nicht tragen, diese müssten umstrukturiert werden, samt Teilverzicht der Gläubigerbanken. Doch die Politik entscheidet für „ihre“ Banken: Griechenland muss sich zusätzlich beim IWF verschulden, EZB-Präsident Trichet kauft den Banken griechische Staatsanleihen ab, und so gelingt – unter Aufsicht von Finanzministerin Lagarde und Kanzlerin Merkel – das Kunststück: Die deutschen und französischen Banken müssen für ihre fahrlässige Kreditvergabe keinen Beitrag leisten, das Bummerl hat Griechenland allein.

Etappe 5: Darauf wird das Land einer sparpolitischen Sonderbehandlung unterzogen, die es noch nie gegeben hat. Dies zeigt ein Vergleich mit Portugal und Spanien (2015/2008): In Griechenland wird die Lohnsumme im öffentlichen Dienst um 24 Prozent reduziert, in Portugal und Spanien nur um 15 Prozent bzw. drei Prozent; die Sozialtransfers stagnieren in Griechenland, in den beiden anderen Ländern werden sie um zwölf Prozent bzw. 34 Prozent ausgeweitet. Insgesamt sinken die Staatsausgaben, in Griechenland um zwölf Prozent, in Portugal und Spanien steigen sie jeweils um 18 Prozent. Die Lohnsumme sinkt in Griechenland um 27 Prozent, in den beiden anderen Ländern nur um je acht Prozent. Die Zahl der Arbeitslosen nimmt in Griechenland um 215 Prozent zu, in Portugal um 45 Prozent und in Spanien um 98 Prozent.

Etappe 6: Die Griechen haben mehr Opfer auf sich genommen als jedes andere Volk in Friedenszeiten; sie sind am Ende und stimmen deshalb für Syriza. Diese fordert ein Ende der Austeritätspolitik: Für einen solchen Kurswechsel zurück zu einem sozialen Europa brauche es einen EU-weiten Schuldenerlass und eine expansive Wirtschaftspolitik zur Bekämpfung von Arbeitslosigkeit, Armut und Staatsverschuldung.

Etappe 7: Die Verhandlungen in der Eurogruppe sind sinnlos – in einem Glaubenskrieg zählt die Macht (18:1) und nicht das Argument. Daher haben die „guten“ Länder in ihrem letzten „großzügigen“ Angebot genau solche Forderungen gestellt (Erhöhung der Mehrwertsteuer und Pensionskürzungen), von denen sie wissen: Das kann die Syriza nicht schlucken. Und so war es auch. Nun möge das griechische Volk die Syriza verjagen, oder wir verjagen das griechische Volk. Schließlich war schon die Wahl dieser Partei nicht marktkonform gewesen.

Fazit: Griechenland hat gewaltige Strukturprobleme, doch können sie nicht die Ursache der Schrumpfung seit 2008 sein. Denn zwischen 1950 und 2008 ist die Wirtschaft – auch in den Teilperioden – überdurchschnittlich gewachsen. Sieben kurze Anmerkungen zum Schluss.

Erstens: In 43 Jahren als Wirtschaftsforscher habe ich noch nie ein solches Konzentrat an blanken Lügen wahrgenommen wie in Bezug auf Griechenland (die Regierung habe keine Konzepte geliefert etc. etc.). Die meisten Journalisten haben das einfach abgeschrieben.

Zweitens: Die Sparpolitik hat Tausende Menschenleben gefordert (gestorben wird freilich im Abseits). Ist die neoliberal-finanzkapitalistische Spielordnung im Ganzen falsch, so sind die Mitläufer an den Universitäten, in Thinktanks, Medien und Politik mitschuldig.

Drittens: Also brauchen die Eliten einen Sündenbock. Griechenland ist ideal: Dort hat der Staat geschummelt und ist überhaupt ziemlich kaputt (stimmt), das Land liegt im sonnig-sorglosen Süden, und die Menschen haben einen dunklen Teint.

Viertens: Wenn in anderen EU-Ländern so viele Menschen deklassiert würden wie in Griechenland, wen würden diese dann wählen?

Fünftens: Nazi-Deutschland hat Schulden gemacht, um zu morden; die Schulden wurden erlassen. Für die Opfer der Massaker in Griechenland fehlte das Geld. Griechenland hat Schulden gemacht, um über seine Verhältnisse zu leben; erlassen kann da nichts werden.

Sechstens: Sozial- und christdemokratische Eliten haben das anteilnehmende Denken verlernt. Auch wenn man seine politischen Gegner „oben“ bekämpft, braucht man/frau die Menschen „unten“ nicht zu vergessen (etwa die Millionen Griechen ohne Krankenversicherung).

Siebtens: Ein vereintes Europa auf Basis des Neoliberalismus wird es nicht geben. Diese Weltanschauung eignet sich nicht für das Zusammenleben in Vielfalt. Machen die EU-Eliten so weiter, bekommen wir (Inländer) soziale Wärme in nationalen „Volksgemeinschaften“.

Noch aber gilt: Wahre Freiheit braucht „marktkonforme Demokratie“ – trotz der Mühsal, Wahlergebnisse zu korrigieren."

Quelle: profil.at
Ich hab nichts gegen Flüchtlinge, aaaaaaber leider ziehen die immer das Nazi-Gesocks an!!!

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Re: Krise in Griechenland

von alekto » Di 14. Jul 2015, 17:27

#boycottgermany ist so mit das Dümmste, das ich je gelesen habe.

Da kriegt man das große Kotzen!
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Re: Krise in Griechenland

von stefan1893 » Di 14. Jul 2015, 18:10

alekto hat geschrieben:#boycottgermany ist so mit das Dümmste, das ich je gelesen habe.

Da kriegt man das große Kotzen!

Sturm im Wasserglas und so. 8-)
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Re: Krise in Griechenland

von stefan1893 » Mi 15. Jul 2015, 20:44

Dieser Tsipras ist doch wirklich nicht mehr ernst zu nehmen. Erst droht er mit Rücktritt, falls das Volk seinem Kurs nicht folgt und nicht gegen die Sparprogramme stimmt. Jetzt droht er mit Rücktritt, falls das Parlament nicht FÜR den Sparkurs stimmt. Was will dieser Kasper eigentlich?
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